Branchenorganisationen und die USG-Revision prägen das Recycling in der Schweiz

5      27.01.2025

Medienmitteilungen   ––   Fachbeiträge   ––   Veranstaltungen   ––   Kreislaufwirtschaft   ––   Recycling   ––   Firmen   ––   Gemeinden & Sammelstellen

Der Recyclingkongress 2025 ist bereits wieder Geschichte und kann sich mit fast 400 Teilnehmenden als grössten Event der Recyclingbranche bezeichnen. In diesem Jahr standen nicht nur neue Branchenorganisationen für Kunststoff- oder auch Textilrecycling im Fokus, sondern auch Regulationen, die sowohl durch die neue USG-Revision als auch von der EU auf die Schweiz zukommen. Das Rennen um den begehrten Circular Award machte mit RePan erneut ein junges Start-Up.

Nach monatelanger Vorbereitung war es am 24. Januar 2025 wieder soweit: Nach dem traditionellen Networkingabendessen am Vorabend im Römerhof Bühl wurde der Recyclingkongress um 09.30 Uhr von Patrik Geisselhardt, Geschäftsführer Swiss Recycle, und Isabelle Baudin, Projekleiterin Kreislaufwirtschaft des Schweizerischen Verbands Kommunale Infrastruktur (SVKI), zweisprachig eröffnet. 

Nach einer kurzen Ansprache von Christine Wiederkehr-Luther, welche seit 2024 das Präsidium von Swiss Recycle inne hat, beleuchtete Christiane Wermeille vom Bundesamt für Umwelt (BAFU) im ersten Themenblock «Regulation / Kreislaufwirtschaft», welche Folgen die Umsetzung der USG-Revision für das Schweizer Recycling hat und welche Verordnungspakete wie z.B. die Priorisierung der Wiederverwendung und stofflichen Verwertung ab 2025 bereits in Kraft sind. Ab Herbst 2025 soll das Paket zur Phosphorrückgewinnung und ab Frühling 2026 die Umsetzung der Motion Dobler zur Einführung einer schweizweiten Kunststoffsammlung auf Basis von Artikel 30b des Umweltschutzgesetzes folgen. 

USG-Revision wird von der Branche positiv aufgenommen

Abgeschlossen wurde dieser erste Teil mit einer kurzen Publikumsumfrage rund um die Frage «Wie beurteilen Sie die USG-Revision aus Ihrer Sicht?».  Die Zuschauenden zeigten sich mit einem Mittelwert von 7.4 auf einer Skala von 1 bis 10 ziemlich zufrieden mit den Änderungen im Umweltschutzgesetz. 

Nach dem Publikum wurde diese Frage auch in einem hochkarätigen Podium mit Vertretenden der Branchenverbände Swiss Recycle, SVKI, VSMR und dem Cercle déchets vertiefter besprochen. Alle Vertretenden zeigten sich mehrheitlich zuversichtlich mit dem Verlauf der USG-Revision und befürworteten den Fokus auf die Förderung der Kreislaufwirtschaft. Für Diskussion sorgten die vorgesehenen Änderungen beim Siedlungsabfallmonopol. Von Seiten Gemeinden und Kantonen sollen dort die Spielregeln klar definiert werden. Swiss Recycle sieht der Zusammenarbeit mit allen Akteuren der Wertschöpfungskette positiv entgegen und teilte dabei Branchenorganisationen wie RecyPac eine wichtige Rolle zu.  

Einen Blick ins Ausland und auf die bevorstehenden Regulationen in der EU ermöglichte Julia Ettinger von Euric, die digital aus Österreich zugeschaltet war. Ziel sei es, einen starken Markt für Recyclingmaterialien mit Zielvorgaben für den recycelten Anteil, finanziellen Anreizen oder einem Ende-der-Abfalleigenschafts-Kriterien zu schaffen. Zudem sind neue Verfahren und Kontrollregelungen für die internationale Verbringung von Abfällen geplant. 

Einblick in den politischen Alltag mit Christian Imark

Noch vor der Kaffeepause machte Moderator Patrik Geisselhardt gemeinsam mit Überraschungsgast Christian Imark einen Ausflug in den politischen bzw. parlamentarischen Alltag. Im Interview zeigte der Nationalrat und Präsident der UREK-N (Kommissionen für Umwelt, Raumplanung und Energie im Nationalrat) auf, wie die Überbrückungshilfen für grosse Betriebe der Stahl- und Aluminiumproduktion (Lex Gerlafingen) zu Stande kamen und was es dazu brauchte.

Imark, welcher auch Präsident des VSMR (Verband Stahl-, Metall- und Papier-Recycling Schweiz) ist, zeigte sich unbeeindruckt von der medialen Kritik an der Lex Gerlafingen und betonte, wie wichtig es ist, die Schweizer Stahl-Industrie zu stärken - auch in Bezug auf das Recycling. Denn nur so könne die Schweiz Stoffkreisläufe sichern und bleibt bei der Ressource Stahl unabhängig. 

Welche Entwicklungen gibt es im Kunststoff- und Textilrecycling?

In zwei Podien beleuchtete Moderatorin Rahel Ostgen von Swiss Recycle die Kreislaufschliessung von Textil und Kunststoff in der Schweiz. Angesichts der steigenden Mengen und ökologischen Herausforderungen bei Textil- und Kunststoffabfällen ist es von entscheidender Bedeutung, Wege zu finden, um diese Materialien effizienter in den Kreislauf zurückzuführen.

Für das Recycling von Kunststoffverpackungen wurde bereits 2023 die Branchenorganisation RecyPac ins Leben gerufen, die aktuell dabei ist, ein schweizweites Kunststoffsystem aufzubauen. Beim Ausbau eines flächendeckenden, durchlässigen und transparenten Systems setze die Organisation auf die Zusammenarbeit mit dem Verband Schweizer Plastic Recycler (VSPR), betonte Präsident Wolfgang Wörnhard im Gespräch. Und auch Kurt Röschli, Präsident des VSPRs, bestätigte, dass dieses Ziel nur gemeinsam erreicht werden könne. 

Einig zeigten sich auch die Teilnehmenden des Podiums über die Kreislaufschliessung im Textilbereich. Die Gründung der Branchenorganisation Fabric Loop sei ein erster Schritt in die richtige Richtung. Nun sei es wichtig, ein System aufzubauen, dass die Stoffkreislaufschliessung und Transparenz sicherstellt und so erlaubt, die nötigen Investitionen in die Infrastruktur zu tätigen.

Von Herzensprojekten bis zur Brandverhütung

Im dritten Themenblock «Marktplatz / Trends» fanden aktuelle Herzensprojekte und Innovationen Platz. Fachexperte Reto Trauffer von Scania Schweiz zeigte auf, welche Hürden auf dem Weg zu einer elektrifizierten Fahrzeugflotte in der Abfallwirtschaft zu überwinden sind. Mit Peter Schär und Marianne Brezing von Inobat wartete ein weiteres "brennendes" Thema. Sie beleuchteten die Massnahmen, die aktuell in den Bereichen Sensibilisierung, Weiterbildung und Infrastrukturunternommen werden, um Brände aufgrund von Lithium-Ionen-Akkus in Zukunft zu verhindern. Eine zentrale Rolle spiele dabei auch die Kampagne "Brandgefährlich", welche im Herbst in Zusammenarbeit mit Swiss Recycle, SENS eRecycling und Swico lanciert wurde. 

Abgeschlossen wurde dieser Block mit einer sympathischen Präsentation der Umweltschule Thurgau von Corina Huber und Jennifer Baldissera. Das Powerduo setzt sich mit ihrem Herzensprojekt für eine nachhaltigere Zukunft ein. 

RePan gewinnt den Circular Award 2025

Anschliessend gehörte die Bühne des Recyclingkongress 2025 ganz den drei Finalist:innen des Circular Awards 2025. Die innovativen Projekte «Mesurer et améliorer la qualité des biodéchets» von Cortexia, «RePan» von RePan und «Neue Wertschöpfung» von der Tell-Tex AG haben sich gegen 27 Konkurrent:innen durchgesetzt und kämpften im Finale in Biel um die begehrte Auszeichnung.

Per Publikums-Voting wurde das Siegerprojekt RePan erkoren. RePan durfte sich nebst dem Gewinnerzertifikat über einen Gutschein für eine Filmaufnahme im Wert von CHF 3’000 sowie eine kostenlose Teilnahme inkl. Vorabend, Hotel und Präsentation am nächsten Recyclingkongress freuen, der am 30. Januar 2026 erneut in Biel stattfinden wird.

«RePan» bietet in der Schweiz die Neubeschichtung von Pfannen, Töpfen und Gastronomieplatten an. Egal ob für den privaten oder gastronomischen Gebrauch, das Unternehmen sammelt die Gegenstände ein, beschichtet sie neu und gibt sie wieder zurück. Dadurch werden Ressourcen gespart und die Lebensdauer der Utensilien erheblich verlängert. 

Eine Ära geht zu Ende: Neue Co-Geschäftsleitung bei Swiss Recycle

Last but not least richtete Swiss Recycle auch noch in eigener Sache einige Wort an das Publikum: Präsidentin Christine Wiederkehr-Luther bedankte sich beim abtretenden Geschäftsführer Patrik Geisselhardt für die tolle Zusammenarbeit in den letzten 14 Jahren. Unter seiner Führung habe sich Swiss Recycle zu einem Kompetenzzentrum für Recycling und Kreislaufwirtschaft etabliert und sei in der Branche als Enabler, Vernetzer und Kommunikator nicht mehr wegzudenken. 

Anschliessend übergab sie das Wort der neuen Co-Geschäftsleitung unter Rahel Ostgen und Viviane Pfister, die ab 1. März in Kraft tritt. Das Duo, welches schon langjährig für Swiss Recycle tätig ist, bedankte sich auch von Seiten Team für die erfolgreichen Jahre und freute sich, dass Swiss Recycle auch nach wie vor auf die Fachexpertise von Patrik Geisselhardt in seiner künftigen Rolle als Projektleiter zählen dürfe. 

Weitere Infos zum Kongress finden Sie unter www.recyclingkongress.ch

Medienmitteilung

Pressebilder

Haben Sie den Recyclingkongress 2025 verpasst?


Kein Problem - bestellen Sie jetzt die Videoaufzeichnung für CHF 165 und erleben Sie den gesamten Kongress auf Ihrem Bildschirm nochmals. 

Jetzt Videoaufzeichnung bestellen

Loading ...