Europaweit ist seit einiger Zeit der Megatrend «Out of Plastics» zu beobachten. Immer mehr Produzenten möchten keine Verpackungen aus Kunststoff mehr anbieten und setzen daher auf nachhaltigere Rohstoffe wie Papier und Karton.
Ökobilanz muss alle Faktoren umfassen
Bei der Produktion einer Verpackung aus Karton oder Papier müssen unterschiedlichste Faktoren miteinander berücksichtigt werden. Die wichtigste Aufgabe ist dabei der Produktschutz. Eine Verpackung muss beispielsweise Lebensmittel so gut schützen, dass Foodwaste mit ihr minimiert werden kann.
Mittlerweile können Papier- und Kartonverpackungen so beschichtet werden, dass sie die geforderten Schutzfunktionen erfüllen. Allerdings wird durch solche Beschichtungen sowie dem direkte Lebensmittelkontakt teilweise die Rezyklierbarkeit der Verpackung beeinträchtigt. Dies wirkt sich wiederum negativ auf deren Ökobilanz aus.
Qualität des Rezyklats sichern
Papier und Karton wird für den Recyclingprozess bei ca. 36 bis 42°C warmem Wasser aufgelöst. Die verwendeten Beschichtungen müssen ebenfalls bei dieser Temperatur auf- oder ablösen, um die Rezyklierbarkeit der Verpackung zu gewährleisten. Dies ist zwar bei bestimmten Stoffen der Fall, allerdings führen sie anschliessend unter Umständen beim Abwasser zu Verschmutzungen.
Ein weiteres Problem können Klebstoffe sein, die während des Recyclingprozesses nicht aussortiert werden können. Sie kleben am Altpapier und führen schlimmstenfalls zu Produktionsausfällen. Auch bestimmte Druckfarben oder die Faserqualität können für die optimale Rezyklierbarkeit der Verpackung entscheidend sein.
Wissens- und Austauschplattform für Branche
Über diese und weitere Herausforderungen im Bereich Verpackungen tauschen sich in der Fachgruppe Papier + Karton regelmässig Produzenten, Brandowner sowie Vertreter*innen der Papier- und Kartonindustrie und vom Detailhandel miteinander aus und erarbeiten nächste Schritte.
Organisiert und geführt wird die Gruppe von Jasmine Voide, Projektleiterin Kreislaufwirtschaft bei Swiss Recycling. Themenschwerpunkte in den letzten Monaten waren nebst der kritischen Hinterfragung der im März veröffentlichten 4evergreen Guidelines, auch Unklarheiten in Bezug auf Material- bzw. Recycling-Zertifikate. Die Fachgruppe ist sich einig, dass europäische Standards wichtig sind, und will auch selbst allgemeine Empfehlungen weiterentwickeln.
Zweimal pro Jahr werden die aktuellen Entwicklungen und Schritte der Fachgruppe im Rahmen der Themenplattform Papier und Karton präsentiert und diskutiert. Die Themenplattform ist nur für Partner der Drehscheibe Kreislaufwirtschaft Schweiz vorgesehen. Am vergangenen Meeting vom 28. April standen nebst der Weiterentwicklung von Guidelines, vor allem auch die Verpackungstest zur Prüfung der Rezyklierbarkeit im Fokus.
Schweizer Tests, um die Rezyklierbarkeit zu prüfen
Die technische Kommission des Vereins Recycling Papier und Karton nimmt seit geraumer Zeit verschiedene Prüfungen zur Recyclingfähigkeit von Papier- und Kartonprodukten vor. Diese Beurteilung bezieht sich in jedem Fall auf die Verwertung in den Papierfabriken Aarepapier AG, Perlen Papier AG und Thurpapier AG.
Die Testberichte aus den Labors von Model Group und Perlen Papier AG wurden dafür standardisiert. Testergebnisse sind jeweils innerhalb von 3 Wochen möglich. Die Laborkriterien können auf Anfrage kommuniziert werden. Des Weiteren ist eine Datenbank von erfolgten Tests geplant, um das bisherige Learning abzubilden und die Standards sowie Prozesse bezüglich Testresultate bzw. weiterführende Schritte nach den Resultaten stetig weiterzuentwickeln.
Rezyklierbarkeit bewusst fördern
Zusammenfassend haben sich nach dem Meeting der Themenplattform Papier und Karton die folgenden Punkte für die Zukunft klar herauskristallisiert:
- Beschichtungen, Klebstoffe und Lebensmittelkontakt im Bereich Verpackungen bleiben weiterhin eine Herausforderung.
- Die Fachgruppe Papier+Karton empfiehlt Tests in der Schweiz, um die Rezyklierbarkeit der Verpackungen zu prüfen.
- Die Empfehlungen werden kontinuierlich weiterentwickelt und auch mit europäischen Richtlinien und Regelungen abgeglichen.
- Ziel ist und bleibt, die gute Qualität von schweizerischem Altpapier und -Karton beizubehalten, Querverschmutzungen zu verhindern und die Rezyklierbarkeit zu fördern.
Wollen auch Sie in Zukunft ein Teil der Themenplattform Papier+Karton sein und sich zweimal pro Jahr mit anderen Vertreter*innen der Branche austauschen? Dann werden Sie Sie jetzt Partner der Drehscheibe Kreislaufwirtschaft Schweiz.
Bei Fragen können Sie sich gerne an Jasmine Voide, Projektleiterin Kreislaufwirtschaft bei Swiss Recycling, wenden unter jasmine.voide @ swissrecycling.ch