Wohin geht die Reise im Umgang mit Alt-Textilien?

2      13.09.2024

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Der Textilmarkt bewegt sich ebenso schnell wie gegensätzlich. Diese Entwicklungen machen Anpassungen im Umgang mit Textilien unumgänglich. Die Qualität der Alt-Textilien sinkt durch «Fast Fashion» rapide. Gleichzeitig steigen die Sammelmengen durch die EU-Pflicht zur Separatsammlung stark. Dies sorgt für Turbulenzen, die es nun ganzheitlich und systematisch anzugehen gilt.

Wo liegen die Herausforderungen?

Eine Studie* der Ellen MacArthur Foundation (EMA) zeigt, dass heute über 80% der Textilien am Ende ihres Lebenszyklus aus dem System fallen, sprich sie werden verbrannt oder deponiert. Steigende Sammelmengen durch neue Vorgaben (EU-Green Deal) und gleichzeitig eine sinkende Sammelqualität stellen den heutigen Umgang mit Alt-Textilen in Frage. Sinkt der Anteil der guten Reuse-Qualität unter ein bestimmtes Mass (z.B. 45%* der Sammelmenge), sind heutige Geschäftsmodelle nicht mehr tragbar. Es braucht dann mehr finanzielle Mittel z.B. in Form eines vorgezogenen Beitrags für einen nachhaltigen Umgang mit der Nicht-Reuse-Qualität, z.B. wirksame Recycling-Lösungen. Ein Recycling funktioniert aber nur wirtschaftlich, wenn gleichzeitig auch das Design4Recycling der Textilien massgeblich verbessert wird. Alle Akteure der Wertschöpfungskette von den Produzent:innen bis zu den Verwertern müssen also in die Verantwortung gezogen werden, nicht zuletzt auch die Konsument:innen wo es ein Shift weg von Fast Fashion hin zu einem bewussten Konsum bräuchte.

Auswirkungen auf die Textilsammlung in der Schweiz

Die verpflichtenden Separatsammlung von Textilien in der EU führt zu erhöhten Sammelmengen, was auch die bestehenden Absatzkanäle «verstopft». Sinkende Qualitäten reduzieren die Material-Erlöse und somit die Entschädigungen für die Sammler wie Gemeinden.

Die erweiterte Produzentenverantwortung als Lösungsansatz

Die Erweiterte Produzentenverantwortung (EPV) ist ein essenzielles Werkzeug für mehr Kreislaufwirtschaft im Textilbereich. Ein EPV-System erlaubt geordnete Sammlungen (Stichwort Mengenstromtransparenz) eine hochwertige Verwertung und den Wieder-Einsatz des Rezyklats für neue Textilien. Einige Länder in Europa haben ein EPV-System bereits eingeführt, bei den meisten ist ein solches in Vorbereitung. Die Produzenten-Verantwortungs-Organisation (PRO) erhöht die Investitions-Sicherheit, sie garantiert die Finanzierung, stellt Transparenz der Mengen- und Finanzströme sicher und sensibilisiert die Bevölkerung zum nachhaltigen Umgang mit Textilien. Gemäss der EMA-Studie* zeigen Resultate aus der Kunststoff-Welt, dass Länder mit EPV-Systemen bessere Resultate erzielen.

Entwicklungen in der Schweiz

Bei komplexen Fraktionen wie Textil führt ein System nach Erweiterter Produzenten-Verantwortung zu mehr Nachhaltigkeit. Selbstredend können Bestrebungen zu mehr Design4Recycling/Design4Circularity und damit Langlebigkeit nur international bzw. global angegangen werden. Schweizweit können wir dafür sorgen, dass die Sammelmengen im Sinne der Kreislaufwirtschaft möglichst ganzheitlich verwertet werden. Sei es durch Reuse, Repair oder Recycle.  

In der Schweiz tut sich indes auch etwas: eine freiwillige Branchenorganisation für die Schweizer Textilbranche ist in Vorbereitung (weitere Infos siehe hier).

Wir werden das Thema sowohl am Forum Kreislaufwirtschaft am 5. November als auch am Recyclingkongress 2025 vertiefen. Wir empfehlen auch das Webinar zum Thema (kostenlos für Partner Swiss Recycle).

*Die Studie der EllenMac Arthur Foundation finden Sie in unserer Toolbox.

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