Sinnvoller Umgang mit Zero Waste für den bewussten Konsum
0 16.09.2021
Journal –– Fachbeiträge –– Kreislaufwirtschaft –– Bevölkerung
Wie ist Zero Waste im Kontext der Schweizer Abfallwirtschaft einzuordnen? Was sind Vor- und Nachteile? Ist es eine sinnvolle Vision oder nur eine utopische Illusion? Diesen und anderen Fragen gehen wir in diesem Faktenblatt nach.
Definition
Früher war das Verständnis von Zero Waste keine Abfälle auf Deponien zu entsorgen. Heute steht die Vermeidung der Abfälle an der Quelle im Vordergrund, d. h. das Ziel ist, möglichst wenig Abfall zu produzieren.
Die Schweiz hat gegenüber vielen anderen Ländern den Vorteil, dass Deponien für unbehandelte Abfälle schon seit dem Jahr 2000 verboten sind. Die beiden Wege der stofflichen oder thermischen Verwertung sind somit lange gelebte Realität.
Oft wird die Natur als Vorbild zitiert, was jedoch eher ein Plädoyer für die Kreislaufwirtschaft ist: Die Natur generiert sehr wohl Abfälle, führt diese aber in den Kreislauf zurück (Laub wird zu Dünger). «Zero» Waste provoziert natürlich, «Less» Waste wäre realistischer, hat aber nicht dieselbe Aufmerksamkeit.
Bewertung
Was ist nun relevanter: der Umgang mit dem Abfall (Deponie vs. thermische vs. stoffliche Verwertung), die Art des Abfalls (Sonder- oder Siedlungsabfall), das mengenmässige Aufkommen oder die Verwertungsqualität (geschlossener vs. offener Kreislauf)? Wie so oft sind pauschale Antworten schwierig, da alle Faktoren einen Umwelteinfluss haben. Der richtige Mix ist entscheidend. Die neue Abfallverordnung nimmt bewusst die Vermeidung mit in den Titel auf: Verordnung über die Vermeidung und die Entsorgung von Abfällen. Entsprechend wichtig ist die etablierte Abfallhierarchie.
Was sind Vorteile von Zero Waste? Das Bewusstsein für den bewussten, nachhaltigen Konsum wird gefördert. Produkte in hoher Qualität und entsprechender Lebensdauer gewinnen an Gewicht. Diese sind meist auch besser rezyklierbar, da tendenziell hochwertigere Materialien (z.B. permanente Materialien) eingesetzt werden.
Auf der anderen Seite besteht die Gefahr, dass zu einseitig auf Verpackungen und Abfall fokussiert wird. Verpackungen machen grundsätzlich nur einen kleinen Anteil an der Umweltbelastung aus; das Produkt ist meist entscheidend für die Öko-Bilanz. Bereiche wie Mobilität und Wohnen mit einem viel grösseren Umwelt-Hebel könnten vernachlässigt werden und zu Rebound-Effekten führen («Ich vermeide Abfall und fliege dafür einmal mehr um die Welt»).
Gerade Verpackungen aus Kunststoff geniessen heute wenig Kredit, sind jedoch - in der Schweiz - aus Umweltsicht wenig relevant, da die Belastung klein ist und der Nutzen durch die Verpackung z.B. in der Logistik (Funktionalität, Produktschutz bei wenig Gewicht) oft vergessen geht.
Fazit
Ein sinnvolles Verständnis von Zero-Waste fördert den bewussten Konsum und nachhaltigen Umgang mit Ressourcen. Vernünftig ist ein ganzheitlicher Ansatz, der auch die Kreislauf-Fähigkeit der Produkte und das Recycling berücksichtigt. Eine Welt ohne Abfall wird es nicht geben. Darum ist der nachhaltige Umgang damit ebenso wichtig: Bessere Produkte über optimiertes Design-for-Recycling und hochstehendes Recycling, damit Rohstoffe im Kreislauf geführt werden können.
So arbeiten Zero Waste und Kreislaufwirtschaft Hand in Hand für einen zukunftsfähigen Umgang mit wertvollen Ressourcen.