Standard 

Leistungs­bericht 2025

Recyclingsysteme mit Standard

Fundament der Kreislaufwirtschaft 

Um den Wandel hin zu einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft zu ermöglichen, braucht es verbindliche, wirksame und transparente Systeme zur Rücknahme, Sortierung und Verwertung von Materialien. Extended Producer Responsibility (EPR) – also die erweiterte Produzentenverantwortung – spielt dabei eine zentrale Rolle. 

Standard für Recyclingsysteme 

Der Standard, den Swiss Recycle für Recyclingsysteme definiert hat, orientiert sich an fünf Handlungsfeldern:  

Während bestehende, etablierte Recyclingsysteme diesen Standard erfüllen, kann er für neue als Richtwert für die Entwicklung dienen. Swiss Recycle unterstützt neue Systeme gezielt bei ihrer Entwicklung. 

Finanzierung

Vorgezogene Finanzierung 

Die vorgezogene Finanzierung ermöglicht die Deckung der Netto-Kosten zur Sicherstellung des Recyclingsystems und sichert die gezielte, kontinuierliche und ausreichende Finanzierung des Systems.  

Beispiel: Vorgezogener Recyclingbeitrag vRB / vorgezogene Entsorgungsgebühr VEG. 

Marktgerechte, transparente Entschädigungen 

Die Entschädigungen für Sammler, Transporteure, Sortierer und Verwerter (i.e. Leistungserbringende) müssen marktgerecht sein, d.h. sich an den tatsächlichen Kosten und Aufwänden orientieren. Gleichzeitig müssen die Entschädigungsmodelle transparent und nachvollziehbar sein, um Wettbewerbsverzerrungen zu vermeiden. 

Beispiel: Gegenüber Leistungserbringern kommunizierte, transparente Entschädigungen für die zu erbringende Leistung im System.

Reserven 

Reserven werden ausschliesslich zweckgebunden geäuffnet, um den dedizierten, statuarischen Zweck der Organisation zu erfüllen und dienen dazu Schwankungen bei den Einnahmen oder Ausgaben wie Entschädigungen aufzufangen, zukünftige Verbindlichkeiten zu decken und auch Sicherheiten bei einer allfälligen Auflösung eines Recycling-Systems zu gewähren. Reserven sind spezifisch je nach Art des Recycling-Systems (z.B. Rückgabe-Frequenz, Verträge mit Partnern, vorhandene Risiken) festzulegen.  

Beispiel: Die Finanzierung für die spätere Sammlung, Transportierung, Sortierung und Verwertung erfolgt vorgezogen, die Ausgaben fallen jedoch erst Monate später an. Um die Mittel zweckgebunden verfügbar zu halten, werden Reserven gebildet. Die konkrete Höhe der Reserve orientiert sich an den Gegebenheiten des jeweiligen Systems und kann – wo gesetzlich geregelt – auch in Relation zu den Gebühren- oder Beitragserträgen definiert sein. 

Transparenz und Revision Geldflüsse 

Sämtliche Geldflüsse innerhalb des Recycling-Systems (Einnahmen aus vorgezogener Finanzierung, Ausgaben für Sammlung, Transport, Sortierung, Verwertung, Administration) müssen transparent und nachvollziehbar sein. Die Geldflüsse werden durch eine unabhängige Stelle (z.B. Revisionsgesellschaft) geprüft. 

Beispiel: Offenlegung der Finanzen im Jahresbericht inkl. Revision

Sammlung

Service Public 

Die Sammlung der Wertstoffe muss flächendeckend und für alle Einwohner:innen zugänglich sein, idealerweise im Rahmen eines Service-Public-Ansatzes. Dies bedeutet, dass die Sammlung nach Möglichkeit auch in abgelegenen Gebieten oder für Bevölkerungsgruppen mit geringerem Einkommen gewährleistet sein muss. 

Beispiel: Die Rückgabemöglichkeit ist möglichst in jeder Gemeinde gegeben – entweder über öffentliche Sammelstellen oder private Rückgabestellen. 

Convenience 

Die Sammlung soll für die Einwohner:innen so bequem und einfach wie möglich sein, um eine hohe Rücklaufquote zu erreichen. Dies kann durch eine Vielzahl von verpflichtenden und freiwilligen Sammelstellen, Bringsystemen, Abholservices oder andere innovative Lösungen erreicht werden. 

Beispiel: Rückgabemöglichkeiten in Gemeinden, beim Handel oder via Rückversand mit der Post 

Sensibilisierung Bevölkerung 

Die Bevölkerung soll kontinuierlich über die Bedeutung der Rückgabe der Wertstoffe und die Umweltauswirkungen informiert werden. Dies kann durch Kampagnen, Informationsmaterialien, Schulungen oder andere Kommunikationsmassnahmen erfolgen. Kennzahlen dazu sollen auf Rückfrage vorhanden sein.  

Beispiel: Sensibilisierungskampagne von Swiss Recycle mit seinen Mitgliedern

Verwertung & Zirkularität

Erst-Aufbereitung in der Schweiz bzw. Prinzip der Nähe  

Die erste Aufbereitung der gesammelten Wertstoffe (z.B. Demontage, Sortierung, Zerkleinerung) sollte idealerweise in der Schweiz oder zumindest in der Nähe des Entstehungsortes (bzw. mit vergleichbaren Umweltstandards) erfolgen, um Transportwege und Umweltbelastungen zu minimieren.

Dies gilt auch für die bei der Aufbereitung entstehenden Reststoffe (Reject), die einer umweltgerechten Entsorgung zugeführt werden müssen. 

Dabei ist zu berücksichtigen, dass je nach Material und Systemgrenze unterschiedliche Lösungen sinnvoll oder notwendig sind – etwa, wenn bestimmte Verwertungsprozesse ausschliesslich im Ausland verfügbar sind. 

Beispiel: Verwertung im grenznahen Ausland 

Hochwertige Verwertung mit Standards  

Die Verwertung der Wertstoffe muss hochwertig sein, d.h. die Materialien sollen, wo gesetzlich zulässig, möglichst wieder in den Kreislauf zurückgeführt werden und hochwertige Sekundärrohstoffe entstehen. Die Qualität der Verwertungsprozesse soll nach dem Stand der Technik erfolgen. Es wird regelmässig und systematisch an verschiedenen Punkten der Wertschöpfungskette die Qualität geprüft bzw. mit Daten erhoben. 

Beispiel: Erhebung von Daten zur Qualität durch Akteure der Wertschöpfungskette oder externe Sachverständige 

Organisation & Governance

Non-Profit-Organisation 

Das Recyclingsystem wird ohne Gewinnerzielungsabsicht betrieben. Dies stellt sicher, dass die Einnahmen aus der vorgezogenen Finanzierung ausschliesslich für die Finanzierung der Sammlung, Transport, Sortierung, Verwertung, Qualitätskontrolle und Kommunikation verwendet werden und keine Gewinninteressen verfolgt werden. 

Beispiel: Gesellschaftsform als Non-Profit oder staatlicher Auftrag 

 

Einbindung ganze Wertschöpfungskette 

Das Recycling-System sollte alle relevanten Akteure der Wertschöpfungskette einbeziehen, d.h. Hersteller, Importeure, Händler, Sammler, Transporteure, Sortierer, Verwerter, die öffentliche Hand und Konsument:innen. Dies ermöglicht eine ganzheitliche Betrachtung und Optimierung des Systems.  

Beispiel: Regelmässige Runde Tische mit Stakeholdern via Swiss Recycle 

Fairer Wettbewerb in Logistik, Aufbereitung, Verwertung 

In den Bereichen Logistik, Aufbereitung und Verwertung herrscht ein fairer Wettbewerb. Dies erfordert transparente Vergabeverfahren. 

Beispiel: Ausschreibung Sortierauftrag für gewisse Gebiete und gewisse Laufzeit 

Weiterentwicklung & Transparenz

Messung der Wirkung und Akzeptanz  

Die Wirkung des Recyclingsystems (z.B. Sammelmengen, Umweltnutzen, Ökoeffizienz) und die Akzeptanz bei der Bevölkerung müssen regelmässig gemessen und veröffentlicht werden. Dies ermöglicht eine kontinuierliche Verbesserung des Systems. 

Beispiel: Kennzahlen im Leistungsbericht Swiss Recycle und Bevölkerungsumfrage von Swiss Recycle. 

 

Stoffstrom-Transparenz 

Die Stoffströme der gesammelten Wertstoffe müssen transparent und nachvollziehbar sein, d.h. es muss nachvollziehbar sein, welche Mengen gesammelt und verwertet werden.  

Beispiel: Nachweis via Sankey (grafische Darstellung der Materialströme von Sammlung bis Verwertung) im Leistungsbericht Swiss Recycle. 

Laufende Entwicklung und Innovation 

Das Recyclingsystem muss sich kontinuierlich weiterentwickeln und Innovationen fördern, um die Sammlung, Sortierung und Verwertung zu verbessern, die Kosten zu senken und die Umweltauswirkungen zu minimieren.  

Beispiel: Circular Award Swiss Recycle. 

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