In der Kreislaufwirtschaft wird zwischen dem biologischen (Materialien werden wieder in die Natur zurückgeführt) oder den technischen Kreislauf (Materialien werden durch wiederverwenden, -verwerten, reparieren, teilen etc. im Kreislauf gehalten) unterschieden. Die Auswirkungen eines Materials müssen entsprechend in der ganzen Wertschöpfungskette, von der Produktion bis zum Wieder-Einsatz, ganzheitlich bewertet werden. Beispielswiese gilt es zu klären, ob Trinkhalme aus alternativen Materialien anstatt Plastik wirklich besser sind. Zugegebenermassen nicht die drängendste Frage aus Sicht des Ressourcen-Verbrauch, aber auf politischer Ebene ein oft diskutiertes Thema. Wichtig ist grundsätzlich, dass sich im Sinne der Subsidiarität zuerst Branchenlösungen finden und erst in zweiter Linie regulative Massnahmen, wie das Verbot von oxo-abbaubaren Kunststoffen, eingeführt werden.
Wichtig beim Umgang mit Materialien sind branchenübergreifende Lösungen. Es nützt nichts, wenn ein Teil der Branche auf Materialien (z.B. PS) verzichten möchte, ein anderer Teil hingegen die optimale Verwertung forciert.
Standards und rechtliche Vorgaben
EN 13432 ist die europäische Norm, welche Testmethoden zum Nachweis der Kompostierbarkeit beschreibt (Produkte müssen innerhalb von maximal 90 Tagen in einer industriellen Kompostierungsanlage zu mindestens 90% zersetzbar sein.) (Quelle: Verband European Bioplastics)
Oxo-abbaubare Materialien
Das Inverkehrbringen oxo-abbaubarer Kunststoffe ist Rahmen der Einweg-Kunststoffrichtlinie der EU (2019/904, Artikel 5) ab 03. Juli 2021 verboten.
Oxo-abbaubare Kunststoffe werden aus fossilen Rohstoffen hergestellt. Sie zerfallen unter Wärmezufuhr, UV-Strahlung oder Feuchtigkeit in einer chemischen Reaktion in sehr kleine Partikel, allerdings nicht vollständig sondern lediglich in Mikroplastik. Das ist auch der Grund, warum diese Kunststoffe verboten wurden.
Seltene Materialien
Recycling bedingt in der Regel, dass das Eingangsmaterial in grossen und möglichst homogenen Mengen vorhanden ist. Die Schweizer Recyclinginfrastruktur ist auf die am häufigsten eingesetzten rezyklierbaren Wertstoffe eingestellt – wird aber laufend überdenkt, siehe z.B. «Sammlung 2025». Für Materialen, die auf dem Schweizer Markt nur selten vorkommen, gibt es daher oft, trotz ihrer möglicherweise guten Recyclingfähigkeit, keine geeigneten Verwertungsströme. Ein recyclinggerechtes Design von Verpackungen sollte deshalb auf den Einsatz von einigen wenigen, häufigen Wertstoffen setzen.
Insbesondere wird empfohlen auf folgende Wertstoffe zu verzichten: Polycarbonat (PC) und Polyvinylchlorid (PVC). (Quelle: FH Campus Wien Circular Packaging Design Guideline)
Materialien in Kontakt mit Lebensmittel
Die Migration von Stoffen in Lebensmittel gilt es unbedingt zu verhindern. Gerade durch Fett und Hitze können Stoffe in geringem Masse in die Nahrungsmittel übergehen. Deshalb gelten auch besondere Vorschriften für Verpackungen, die in Kontakt mit Lebensmittel stehen. Die Bedarfsgegenständeverordnung regelt die Vorgaben für die Lebensmittelindustrie. Weitere Informationen finden Sie auch auf der Webseite des BAFU.
Auch bei oftmals als «ökologisches» Einweggeschirr deklarierten Produkten aus Bambus und ähnlichen Materialien gilt es diese gesundheitlichen Aspekte zu beachten. Wie Genfer Tests und eine deutsche Studie gezeigt haben, sind diese Produkte oftmals nicht nur schlecht rezyklierbar sondern überschreiten teilweise auch Grenzwerte von gesundheitsgefährdeten Stoffen. Weitere Infos finden Sie auch in diesem Puls Beitrag von SRF.
Handlungsempfehlungen im Umgang mit neuen Materialien
- Neue Materialen ganzheitlich prüfen: Auswirkungen auf ganze Wertschöpfungskette
- Statt die technischen Eigenschaften eines Produkts zu verändern, ist es einfacher die Rohstoff-Quelle der bestehenden Materialien zu ändern. So kann der «neue» Werkstoff auf den gleichen Maschinen verarbeitet und im gleichen Recycling-Prozess verwertet werden. Beispiel dafür ist Poylpropylen aus erneuerbaren Quellen. Bio-PE oder Bio-PET auf Zuckerrohrbasis sind zwar nicht biologisch abbaubar, dafür lassen sie sich analog der herkömmlichen PE bzw. PET Produkte sehr gut rezyklieren. Siehe dazu auch die Design for Recycling Plastics Guidelines.
- Bei bio-basierten Kunststoffen: Als Ausgangsmaterialien sollten nicht Lebens- oder Futtermittel verwendet werden, sondern Abfälle, die entweder in der KVA oder auf gemischten Deponien landen würden
- Bei Produkten, bei welchen ein stoffliches Recycling aufgrund der starken Verschmutzung oder sonstigen Gründen nicht möglich ist, ist der Einsatz von biologisch abbaubaren Materialien zu prüfen (Quelle: FH Campus Wien Circular Packaging Design Guideline)
- Schadstofffreiheit und Migration unerwünschter Stoffe unbedingt prüfen
- Einwegprodukte aus abbaubaren Kunststoffen wie Becher, Besteck oder Teller gehören nicht in den Kompost.
- Auslobung und Piktogramme richtig anwenden: Leitfaden Piktogramme.
- Zwischen verwertungsbezogenen («biologisch abbaubar») und ressourcenbezogenen («aus erneuerbaren Ressourcen») Produkteigenschaften und -bezeichnungen unterscheidenDer beste Entsorgungsweg von biologisch abbaubaren Kunststoffen ist oft die Kehrichtverbrennung (Quelle: BAFU), deshalb soll dies mittels Kehricht-Piktogramm den Konsumentinnen und Konsumenten auch entsprechend kommuniziert werden.
- Gitterdruck für Verpackungen / Produkte, die in der Grüngutschiene verwertet werden können.
Haben Sie gewusst...?
- Es gibt ein Materialarchiv in der Schweiz und auch Swiss Materials als Anlaufstelle für Materialfragen.
- Kennen Sie den Gitterdruck für Bio-Kunststoffe?
Studien
- Schlussbericht BAW VERGÄREN & KOMPOSTIEREN? - BAFU
- BIOBASIERTE KUNSTSTOFFE –Die Position der Hersteller von Kunststoffverpackungen, flexiblen Verpackungen und Folien
- Biobasierte Kunststoffe als Verpackung von Lebensmittelnder Lebens- und Nutzungsdauer von Produkten
- Biologisch abbaubare Kunststoffe - Umweltbundesamt Deutschland
Weiterführende Informationen
Weitere Informationen und Merkblätter rund um neue Materialien und Bioplastics finden Sie auf der Seite unserer Themenplattform "Neue Materialien / Bioplastics"
Zur Themenplattform "Neue Materialien / Bioplastics"
Links
- https://materialarchiv.ch/
- www.empa.ch/web/empa/
- https://swissmaterials.org/
- www.bafu.admin.ch/bafu/de/home/themen/abfall/abfallwegweiser-a-z/biogene-abfaelle.html
- www.bafu.admin.ch/bafu/de/home/themen/abfall/fachinformationen/abfallpolitik-und-massnahmen/kunststoffe-in-umwelt.html
- https://www.bafu.admin.ch/bafu/de/home/themen/abfall/dossiers/biokunststoff-alles-abbaubar.html
- www.biomassesuisse.ch
- www.empa.ch/de/web/nest/step2#Baumaterialien
- www.evaluation-bioplastics.ch/
- https://de.wikipedia.org/wiki/Bio-basierter_Kunststoff
- www.fraunhofer.de/de/forschung/aktuelles-aus-der-forschung/biooekonomie/neue-materialien.html
- www.bayern-innovativ.de/seite/cluster-neue-werkstoffe
- www.borealisgroup.com/news/borealis-produziert-zertifiziertes-erneuerbares-polypropylen-in-eigenen-anlagen-in-belgien
- www.sabic.com/en/news/22144-sabic-certified-renewable-pp-helps-upm-develop-new-wood-based-biocomposite-material